Horde

Horde is an installation, a sculptural object and a technical network. Dozens of vehicles are moving autonomously and erratically on a white, shiny platform. Each vehicle maunders, i.e. vocalises fragments of various specialised texts on information, disinformation and information retrieval. The aim of Horde is to illustrate the chaos of the modern media-generated overload of information and how scientific approaches can help us to deal with it. In order to build a contrast to the cacophony generated by the vehicles, Dominik Kuropka, who is a specialist in semantic web services and information retrieval, has applied a scientific method to the texts. Kuropka, who researches information retrieval and filtering systems, has organised the texts along a coordinate system with the help of a ‘vector spacer’. A vectorspacer is a tool based on a simplified version of the vector space model, and processes and classifies texts.

The texts processed in this way are arranged in the exhibition space according to their numeric multi-dimensional representation in the vector space model. As a result, the color and placement of the texts reveal similarities between the various texts and bring a visual order to the babble of voices.

Horde ist eine Installation, die ebensosehr skulpturales Objekt wie technisches Netzwerk ist. Duzende knapp handtellergroße Apparaturen bewegen sich vibrierend auf einer weiß schimmernden Plattform und senden ein vielstimmiges Konzert sprachlicher Botschaften in den Raum. Was anfangs als Stimmgewirr erscheint, erweist sich bald als Chor enzyklopädischer Fragmente, die verschiedenen Fachtexten zu den Themen Information, Desinformation und Informationsgewinnung entnommen sind.

Horde ist ein symbolisches Welttheater der Informationsüberflutung, in dem die technischen Werkzeuge die Bühne beherrschen. Die Wissensgesellschaft ist hier ein Insektenstaat vernetzter Akteure; ein absurder Chor, der den Überfluss besingt. Was der Künstler hier als Bild verdichtet, ist für Dominik Kuropka, Jerons wissenschaftlichen Partner, Anlass für die Suche nach Lösungsansätzen. Der Wirtschaftsinformatiker, der über Informationsgewinnung und -filterung forscht, überträgt sein angestammtes Instrumentarium auf Jerons verführerische Informationskomödie. Unter Kuropkas Händen entsteht parallel zum Kunstwerk eine alternative Installation. In ihr werden die Wände des Ausstellungsraums zu den Achsen eines Koordinatensystems, in dem sich Jerons Texte rational beurteilen und anordnen lassen. Das künstlerische Rohmaterial erscheint nun nach einheitlichen Kriterien gewichtet als Schar von Dokumenten im Ausstellungsraum. Kuropka destilliert eben jenen Gehalt aus der Kunst, der sich informatisch erfassen lässt und führt dem Publikum ein Exempel wissenschaftlicher Anschaulichkeit und Lösungsorientiertheit vor Augen. Die Ausstellungsbesucher erhalten so die Möglichkeit, abwechselnd die künstlerische und die wissenschaftliche Perspektive einzunehmen und so nicht nur zu erfahren, wie Kunst und Wissenschaft in einen Dialog eintreten können, sondern die Kunst mit Hilfe der Wissenschaft und die Wissenschaft mit Hilfe der Kunst zu entschlüsseln. Statt künstlerischer Science Fiction entsteht so eine Konkurrenz der Perspektiven, anhand derer sich die Frage untersuchen lässt, wie Kunst sich der komplexen und hochspezialisierten Wissenschaft annähern und wie Wissenschaft von den radikal-eigensinnigen künstlerischen Denkweisen profitieren kann: Zunächst durch den Vergleich der jeweiligen Eigenheiten beider Disziplinen.

Künstler und Wissenschaftler interpretieren ihre Kollaboration als Konkurrenz der Weltbilder. Wo der Wissenschaftler mit seiner angestammten Technologie und selbst entwickelten Software-Tools die Informationen zu ordnen versucht, verschärft der Künstler das Chaos. Karl Heinz Jerons Sound-Vehikel tragen zum Rauschen der Information bei, statt es zu mildern. Sie verdichten den Informationsüberfluss, den Dominik Kuropka in seiner Arbeit täglich bekämpft, zum fassbaren räumlichen Bild.

 

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2 Comments

  1. Etwa einhundert knapp handtellergroße Apparaturen bewegen sich vibrierend auf einer weiß schimmernden, Plattform und senden ein vielstimmiges Konzert sprachlicher Botschaften in den Raum.

    Was anfangs als Stimmgewirr erscheint, erweist sich bald als Chor enzyklopädischer Fragmente, die, verschiedenen Fachtexten zu den Themen Information, Desinformation und Informationsgewinnung, entnommen sind. Jeron entwickelt im Kunstverein ein symbolisches Welttheater der Informationsüberflutung,, in dem die technischen Werkzeuge die Bühne beherrschen. Die Wissensgesellschaft ist hier, ein Insektenstaat vernetzter Akteure; ein absurder Chor, der den Überfluss besingt.

    http://www.kunstaspekte.de/index.php?tid=20503&action=termin

  2. Im Brandenburgischen Kunstverein wurde bunt geflaggt. Wie ein Mobile baumeln eng beschriebene Druckseiten in Rot, Grün und Blau von der nüchternen Decke aus Beton. Inmitten dieses schwebenden Szenarios ziehen auf einer podestartigen Plattform seltsame, leise vor sich hin brummelnde Miniroboter unbeholfen ihre Kreise. Anfangs erinnert die makellose, weiß spiegelnde Aktionsfläche noch an eine frisch gezogene Eislaufbahn. Später, im Laufe des Eröffnungsabends zur Doppelausstellung „Horde“, ergibt sich ein anderes Bild: an die Stelle des insektenhaften Gewusels der motorangetriebenen Vehikel tritt Lethargie. Wo der Akku erschöpft ist, verharrt die funkgesteuerte Mobilität in Bewegungslosigkeit. Manche der scheinbar ziellos über die Plattform kreiselnden Roboter haben sich wie die Lemminge in den Abgrund gestürzt. Andere drehen mit letzter Kraft unermüdlich ihre Kreise.

    http://www.pnn.de/potsdam-kultur/112430/

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